Die Liberale Internationale Ordnung (LIO) befindet sich in einer Krise, deren Ursachen von ihrem Kern ausgehen. Unter Präsident Trump haben sich die USA gegen einige der wichtigsten multilateralen Institutionen gewandt, die die Ordnung stützen. Die bisherige Forschung verweist entweder auf den materiellen Niedergang der USA als Treiber der Krise der LIO, wie es die Literatur zur Machtverschiebungen tut, oder sie betont Globalisierungs-kritische Kräfte, wie es die Literatur zum populistischen Nationalismus vorschlägt. Wir argumentieren, dass man, um das Wesen und das Ausmaß der Krise der LIO vollständig zu erfassen, diese als Krise der liberalen Hegemonie begreifen muss. Liberale Hegemonie bezeichnet eine Situation, in der der mächtigste Staat im internationalen System die in internationalen Institutionen verankerten liberalen Werte unterstützt und seine Politik durch multilaterale Zusammenarbeit und Führung verfolgt. Auf dieser Grundlage zeigen wir, dass liberale Hegemonie in zweierlei Hinsicht regressiv sein kann: durch Illiberalismus sowie Isolationismus. Wir veranschaulichen beide Entwicklungen anhand von Beispielen der Strategien der USA gegen internationale Institutionen. Die Kombination von Illiberalismus und Isolationismus kennzeichnet die Abwendung der USA von der liberalen Hegemonie und treibt die Krise der LIO voran. Obwohl einige dieser jüngsten Entwicklungen unter einer liberalen Regierung umgekehrt werden könnten, legt unsere Analyse nahe, dass die Tage der liberalen Hegemonie gezählt sind.
Tim Heinkelmann-Wild, Berthold Rittberger, Bernhard Zangl, and Lisa Kriegmair 2024: Varieties of European Blame Games: On Scapegoat, Renegade, and Diffusion Games. In: Flinders, Matthew/Dimova, Gergana/Hinterleitner, Markus/Rhodes, R. A. W./Weaver, Kent (ed.): The Politics and Governance of Blame. Oxford University Press. https://global.oup.com/academic/product/the-politics-and-governance-of-blame-9780198896388